Der Waschbär: Räuber oder harmlos?
Der Waschbär. So niedlich er mit seiner schwarz-weißen Maske und dem geringelten Schwanz doch ist; an ihm scheiden sich die Geister. Die Trennung läuft dabei nicht durch die „üblichen“ Parteien wie „Jäger“ vs. „Tierschützer“, sondern sie verläuft Zick-Zack zwischen allen Linien. Dabei steht die Frage: „Ist der Waschbär schädlich für die Vogelwelt in Deutschland?“ im Mittelpunkt.
Die Antwort: Man weiß es nicht so recht. Klar ist, er füllt eine Lücke im Tiersystem. Das heißt, er verdrängt keinen „einheimischen“ Kleinbären oder andere Tiere dieser Art, wie es z.B. der Fall wäre, wenn sich Grauhörnchen in Deutschland ansiedeln würden. Wie in Groß-Britannien oder teilen Italiens würden diese Tiere die europäischen Eichhörnchen verdrängen.
Das macht der Waschbär nicht. Allerdings ist er ein Allesfresser und an dieser Stelle beginnt das Problem. Nicht das es unheimlich nerven kann, wenn eine Waschbärenfamilie mal wieder die Mülltonne geplündert hat, sondern weil er Vogelnester am Boden und auf den Bäumen ausräumen kann. So sehen Ornithologe und Vogel-Liebhaber die wachsende Population der Waschbären äußerst kritisch.
„Terror-Waschbär“
Die „Welt“ titelte vor ein paar Jahren „Terror-Waschbär richten immense Schäden an“. In diesem Artikel geht es um die Vogel-Nesträuberei des Bären. Sowohl Jäger als auch Tierschützer aus Niedersachsen, Berlin und Thüringen sprachen sich für einen stärkeren Abschuss der Tiere aus. Zu sehr würden die Tiere in den Bestand der Vogelwelt eingreifen.
Anders sieht das die Uni Hamburg. Annika Köhnmann hat das Fressverhalten von Waschbären im Naturschutzpark Carpin bei Neustrelitz untersucht. „Wir haben Exkremente der Tiere auf Nahrungsreste untersucht und festgestellt, dass sie sich in erster Linie von Pflanzen, Insekten und Würmern ernähren“. Tatsächlich können die Bären hören, wenn ein Regenwurm unter der Erde gräbt. In der Ausarbeitung wird nicht bestritten, dass Waschbären auch Eier fressen „…aber Waschbären sind keine Räuber und räumen nicht gezielt Nester aus“, so die Biologin.
Ein gewolltes Mitglied in der Fauna
Der Waschbär wurde Anfang der 1930 Jahre von Nord-Amerika nach Deutschland gebracht, um ihn für die Pelzindustrie zu züchten. 1934 wurde er bewusst mit dem Ziel ausgesetzt, ihn in Deutschland anzusiedeln. Seitdem hat er sich in Deutschland stark verbreitet. Daher ist der Erfolg einer stärkeren Bejagung zweifelhaft, wie auch der NABU skizziert:
„Populationsökologisch hat sich auch gezeigt, dass Bejagung oder Fang mit dem Ziel, die Populationsdichte zu reduzieren, zumeist ohne Erfolg bleibt: Waschbären können Populationsverluste durch eine vermehrte Fortpflanzungsrate ausgleichen, auch würden bei einer „Entnahme“ neue Tiere aus den umliegenden Gebieten in den dann unbesetzten Lebensraum nachrücken.“
Abschuss von Jung-Bären
In Hessen hat man sich jetzt trotzdem dafür entschieden, dass auch junge Waschbären abgeschossen werden dürfen. Bisher war dies nicht erlaubt. Viele Tierschützer sind darüber empört. Andere Methoden wie z.B. das unfruchtbar machen von Waschbären sehen sie als viel wirksamer und auch erfolgversprechender an. Bei Nutrias, die aus Süd-Amerika stammen, wird diese Möglichkeit mit Erfolg angewendet. Warum sollte dies nicht auch beim Waschbären möglich sein?
Immerhin: Das hessische Umweltministerium und Tierschützer sind über diese Möglichkeit im Gespräch.
In einem Punkt sind sich aber alle Parteien einig: Wenn die Natur genug Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten würde, ist eine Koexistenz zwischen Menschen, Waschbär und Vögel gut möglich.
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Noch mehr Waschbär
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Bei uns in Kassel gibt es unfassbar viele Waschbären. Regelmäßig werden Mülltonnen geplündert und der Dreck verteilt. Schon nerviv.. Aber abschießen muss mann die kleinen Tiere nun auch nicht. Eine Kastration wäre sicher gut, nur wer soll das bezahlen?